Wilhelm Moritz Stiehl
Landwirt

* 01. Oktober 1885

† 13. Januar 1945
in Bierstadt durch Tiefflieger-Angriff auf seinem Acker

Tod auf dem Acker und Tod auf dem „Felde der Ehre“

Der 13. Januar 1945 war ein Samstag. Die Menschen in Bierstadt bereiteten sich trotz aller Kriegsgefahren durch Luftangriffe und Fliegerbomben wie immer auf den bevorstehenden Sonntag vor, so gut das eben ging in diesen schweren Zeiten.
So auch Wilhelm Stiehl, Landwirt in der Vordergasse. Sein Hof war ein so genannter „Reichserbhof“ und wurde während der Zeit des Nationalsozialismus als „Löwenhof“ geführt. Wilhelm Stiehl, damals 59 Jahre alt, war nicht eingezogen worden, da er den Hof führte. (siehe auch Horst Emmel: Reichserbhofgesetz und Erbhöfe in Bierstadt, in „Nur ein Grabstein“ [Emmel,Schmidt, Rosenberg, Valentin], Wiesbaden-Bierstadt 2019).
Sein Sohn Walter, der 1921 geboren war, war gerade einmal 18 Jahre alt, als er sich freiwillig zur Waffen-SS meldete, wie so viele der jungen Männer aus Bierstadt.
Wilhelm Stiehl also fuhr an diesem Samstag mit seinem Pferdegespann aufs Feld, um Futterrüben zur Versorgung seiner Tiere für das Wochenende einzuholen. Er hatte wohl noch nicht ganz seine Arbeit erledigt, nämlich die Rüben aufzuladen, als das Unglück über ihn hereinbrach.
Es war ein klarer Tag, gut geeignet für die gefürchteten alliierten Tiefflieger, die immer mehr der Bevölkerung zu schaffen machten. Aus einem heiteren Himmel stürzten sie sich auf den vermeintlichen Feind mit seinem Pferdefuhrwerk. Maschinengewehr-Garben fegten über das Feld, die Pferde gingen durch, Wilhelm Stiehl, schwer getroffen, konnte sein Gespann nicht mehr selbst lenken. Seine Pferde, eines war ebenfalls schwer verletzt, fanden den Weg alleine nach Hause. Das Entsetzen in der Familie war entsprechend groß, als das Gespann zügellos in den Hof einfuhr. Auf dem Bock Wilhelm Stiehl, er war bereits tot. Seine Pferde aber hatten ihn nach Hause gebracht.
Viele Wochen später bekam die Familie die nächste Hiobsbotschft: Bereits am
30. Dezember 1944 war der Sohn, Walter, an der Westfront gefallen. Als der Vater durch die Tiefflieger umgekommen war, war der Sohn bereits schon seit vierzehn Tagen tot. Aber die Familie wusste es da noch nicht. Seine letzte Ruhe fand Walter Stiehl auf dem Soldatenfriedhof in Lommel (Belgien).
Siehe auch: Walter K. Stiehl (Sohn)

Letzte bekannte Anschrift in Bierstadt:
Vordergasse 18 (Schultheißstr.) 

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