Pauline Kanter
geb. Ackermann

* 16. Mai 1871 in Bierstadt
†  29. September 1942 in Treblinka

Pauline, geboren am 16.05.1871, war eines der acht Kinder von Lazarus Eliezer Jakob Ackermann, geboren 1823 in Bierstadt, und seiner Frau Juedelchen, geb. Kahn, geboren 1835 in Flörsheim.
Ihr Elternhaus stand in der Schulgasse 1 – heute Venatorstraße – dort war auch die vom Vater gegründete Eisenwarenhandlung.
Bis zu ihrer Heirat im Juni 1898 mit Hirsch Zwie Kanter, geboren 1869, aus Neustadt bei Marburg, arbeitete sie im Familienbetrieb. Nun war sie in der Metzgerei der angeheirateten Familie tätig. 1900 wurden ihnen die Tochter Selma, 1901 der Sohn Leo Eliezer geboren.
Nach dem Tod ihres Vaters 1897 übernahm dessen jüngster Sohn, ihr Bruder Julius, das Geschäft. Die anderen Söhne hatten in Wiesbaden Eisenwarenhandlungen in der Moritz- und Luisenstraße eröffnet.
Der plötzliche Tod von Julius 1899 erforderte den Wiedereinstieg von Pauline ins elterliche Geschäft, in das sich auch Ehemann Hirsch Kanter eingearbeitet hatte. Dessen Einzug zum Russlandfeldzug (1. Weltkrieg) machte die Mitarbeit des 13-jährigen Sohnes Leo notwendig. Tochter Selma kam 1913 bei einem Unfall mit der „Elektrischen“ zu Tode.
1930 heiratete Leo Kanter Hedwig Levi aus Bierstadt. Tochter Ruth wurde 1931, Sohn Michael 1933 geboren. Leo emigrierte 1935 nach Palästina, seine Familie folgte 1936. Zurück blieben Pauline und Hirsch Kanter, die Eltern. Nach Geschäftsaufgabe zogen sie Anfang 1939 nach Wiesbaden in die Hellmundstraße 9. Dort verstarb Hirsch Kanter im Oktober. Pauline zog zu Verwandten in die Moritzstraße 14.
Am 1. September 1942 wurde die 73-jährige mit noch 364 älteren Menschen,
darunter auch ihre 79-jährige Schwägerin Henriette Ackermann, nach Theresienstadt deportiert [1] und von dort nach Treblinka, wo sie am 29. September 1942 ermordet wurde. Mit einer Inschrift auf dem Grabstein ihres Mannes Hirsch Kanter auf dem jüdischen Friedhof am Hellkundweg in Wiesbaden erinnern die in Israel lebenden Nachkommen an Pauline Kanter und ihr Schicksal.

 

Quellen:
Internationale Gedenkstätte Yad Vashem, Jerusalem
Aktives Museum Spiegelgasse, Wiesbaden
Terezinska Pametni Kniha (Theresienstädter Gedenkbuch),
Terezinska Iniciativa, vol. I-II Melantrich, Praha 1995, vol. III Academia Verlag, Prag 2000
Memorial Book Theresienstadt, Terezin Initiative

[1] Transport XII/2, Zug Da 509 von Frankfurt am Main, ins Ghetto nach Theresienstadt, Tschechoslowakei am 01. September 1942

 

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